Guy Delisle: Pyongyang. A Journey in North Korea

Ein FAZ-Artikel (vom Donaldisten Andreas Platthaus natürlich) hat mich aufmerksam gemacht auf Guy Delisle, einen kanadischen Comickünstler. Delisle arbeitet wie Art Spiegelman (“Maus”) oder die durch die Verfilmung bekannt gewordene Marjane Satrapi (“Persepolis”) im Stil der Graphic Novel, also des ernsthaften Comics. Dabei ist sein Stil aber weniger fein und detailliert, dafür mit mehr Grautönen (was natürlich vortrefflich zur Beschreibung Pjöngjangs passt).

“Pyongyang” erzählt vom Arbeitsaufenthalt Delisles in Nordkorea. Einige Zeichentrickstudios sind offenbar dazu übergegangen, einen Teil ihrer Zeichnungen dort erstellen zu lassen. Das ist nicht ganz problemlos, weil die nordkoreanischen Zeichner nicht immer verstehen, worum es in den zu zeichnenden Filmen geht. Delisle kontrolliert ihre Arbeit und gibt ihnen Rückmeldungen:

Scene 201: Important!
When the father finds out the children are lost, he should not be smiling.

Doch vor allem hat Delisle offenbar Zeit gehabt, sich mit der bekanntermaßen absurden Realität in der nordkoreanischen Diktatur zu beschäftigen. Ins Ausland gereiste Nordkoreaner, die überzeugt sind, dass es in Nordkorea besser zugeht als in Frankreich, die häufig sterile und menschenleere Stadt, die Segregation von Nordkoreanern und westlichen Ausländern, die sich im internationalen Vierteln zu Parties treffen. All das kennt man schon aus anderen Berichten aus Nordkorea, aber doch vermittelt Delisle ein sehr realistisches Gefühl für die Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit des Landes. Auch wird deutlich, wie langweilig und monoton das Leben dort ist – Delisle kommt ohne einen Plot aus und erzählt stattdessen kleine Episoden aus dem Alltag.

Das Buch ist auch auf deutsch (unter dem Titel Pjöngjang) erhältlich.

veröffentlicht am 17. August 2008 um 14.15 Uhr
in Kategorie: Comic & Graphic Novel

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