Katholische Kirche und Hamas

Ich ertappe mich gerade dabei, darüber nachzudenken, in die katholische Kirche einzutreten, um aus Protest austreten zu können. Grund dafür ist der Kurienkardinal Renato Martino, der in einem Interview folgendes geäußert hat:

Schauen wir uns die Bedingungen im Gaza-Streifen an: Das ähnelt immer mehr einem großen Konzentrationslager.

Ich möchte gar nicht im einzelnen durchgehen, aus welchen Gründen dieser Vergleich unzutreffend und geschmacklos, ja ekelhaft ist. Jedem denkenden Menschen erschließt sich das ganz von allein – hoffe ich.

Der gute Kardinal ist aber leider nicht allein mit seiner Auffassung. In Europa gibt es eine Vielzahl derartiger Israelkritiker, die den Abwehrkampf Israels gegen eine perfide Terrororganisation, die nur auf Provokation und Zerstörung aus ist und für ihre Ziele die eigene Bevölkerung als Geiseln nimmt, als überzogen kritisieren. Es bleibt aber (leider) dabei:

Wenn die Araber die Waffen niederlegen, wird es keinen Krieg mehr geben. Aber wenn Israel die Waffen niederlegt, wird es Israel nicht mehr geben.

Das gefällt mir natürlich auch nicht, und jeder tote palästinensische Zivilist ist einer zuviel. Aber die ganzen Besserwisser wie Kardinal Martino sind bislang auch nicht durch konstruktive Vorschläge aufgefallen, die darüber hinausgehen, dass Israel die Waffen niederlegen soll und akzeptiert, dass israelische Bürger Tag für Tag von der Hamas angegriffen werden.

Empfohlen ist übrigens ausdrücklich die Lektüre des Blogs “Letters from Rungholt“, auch mit einem Beitrag zu unserem katholischen Intellektuellen.

veröffentlicht am 8. January 2009 um 19.48 Uhr
in Kategorie: In der Welt, Verlinkt

2 Kommentare »

  1. Sie wollen also in die kathol. Kirche eintreten, um gleich darauf aus Protest wieder auszutreten. Genau dasselbe hatte ich bereits vor knapp zwei Jahren gedacht, als der Nuntius in Israel, Erzbischof Antonio Franco, sich vorerst weigerte, am Shoah-Gedenktag in Yad Vashem teilzunehmen (wegen der Bildlegende zu Pius XII. daselbst).
    Genauer, ich bedauerte da erstmals und ausserordentlich, bereits vor etwa zehn Jahren ausgetreten zu sein, denn sonst hätte ich es da aus Protest getan.

    Obiges war auch kein “Ausrutscher” Martinos, er will damit den Nazi-Vergleich salonfähig machen. Der Vatikan wieder einmal als Vorreiterspitze in der Dämonisierung der Juden. “Was in der Region vor sich geht, bestürzt alle”, meint er weiter – wäre schön, wenn er über das jüngste “Kauft nicht bei Juden” in Rom mindestens genauso bestürzt wäre.

    Comment by Gwunderi — 10. January 2009 @ 15:54

  2. Ich hatte bisher gehofft, dass es sich bei der Haltung von Martino eben doch nur um einen Ausrutscher handelt und nicht die Linie der katholischen Kirche als Ganzer darstellt. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es nicht etwas mehr als ein Ausrutscher war…

    Comment by tapastalatukat — 10. January 2009 @ 17:41

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