Orhan Pamuk: Schnee (1000 Bücher: 12)

Orhan Pamuk: Schnee. Roman, aus dem Türkischen übersetzt von Christoph K. Neumann, Frankfurt a. M. 2007.

Ein langes Buch, über 500 Seiten. Und es kommt sehr langsam in Fahrt. Der Erzähler Orhan berichtet von dem türkischen Dichter Ka, der sein deutsches Exil verlässt, um im Winter in ein entlegenes Kaff namens Kars zu fahren, ganz weit in der Osttürkei. Dort ereignet sich dann ein ziemlich absurder Militärputsch, gleichzeitig verliebt sich Ka. Von da an gewinnt die Handlung an Geschwindigkeit. Pamuk macht die zahlreichen Gräben, die die politische Öffentlichkeit durchziehen – Kopftuchfrage, die Rolle des Laizismus und des Islam, Beziehung zum “Westen”, Armenier, osmanische Vergangenheit – an diesem kleinen, rückständigen Ort sichtbar und damit gleichzeitig etwas lächerlich, aber auch besser begreifbar.

Als westlicher Leser ist man wahrscheinlich nicht in der Lage, alle Andeutungen zu begreifen, die Pamuk in dem Buch unterbringt. Aber man bekommt doch einen besseren Eindruck von den Themen, die in einem der in der heutigen Zeit interessantesten Länder eine Rolle spielen. Insofern: Ein politischer Roman, aber in ganz unaufdringlicher, angenehmer Art und Weise.

veröffentlicht am 2. February 2010 um 18.56 Uhr
in Kategorie: 1000 Bücher

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