American Places II: Peace Arch Park
Nicht einfach. So kann man mit Recht das Verhältnis der Kanadier zu ihrem großen Nachbarn im Süden beschreiben. Es gibt Vancouverianer, die in ihrer Ablehnung den USA gegenüber soweit gehen, dass sie niemals dort hinfahren – obwohl es, von Vancouver aus, gerade mal eine halbe Stunde zur Grenze ist.
Die Grenzübergangstelle ist nicht so, wie man sie erwarten würde. Auf der Grenzlinie und drumherum ein schicker Park mit einem klassizistischen Bogen, der an den Frieden von 1814 zwischen den beiden Staaten erinnern soll. Die Grenzlinie – der 49. Breitengrad, der hier auf den Pazifik trifft – kann man hier beliebig oft überschreiten, ganz ohne Kontrolle, der Abgabe von Fingerabdrücken und dem Beantworten von Fragen der Homeland Security.
Bei der Ausreise aus den USA in den Norden wird man sowieso nicht kontrolliert, ebensowenig bei der Ausreise aus Kanada. Es wäre wohl nicht allzu schwer, sich hier an den Kontrollen vorbeizumogeln. Einen Grenzzaun wie in Tijuana gibt’s hier nicht. Offenbar wollen nicht allzu viele Kanadier in den USA illegal arbeiten. Wenn man legalerweise weiter in den Süden will, kommt man aber um eine Kontrolle nicht herum. Über diese Kontrolle wird viel Schlimmes verbreitet in Europa. Man werde von den Beamten wie ein potentieller Verbrecher behandelt, erkennungsdienstlich behandelt und nur widerwillig ins Land gelassen. Natürlich stimmt daran einiges: Eine Webcam macht ein Foto, während man dem Beamten gegenübersteht. Man legt seine Hand auf ein Sensorfeld, welches die Fingerabdrücke registriert und speichert. Man muss – trotz obligatorischer Voranmeldung im Internet – immer noch eine grüne Karte ausfüllen und Fragen zum Beispiel darüber beantworten, ob man vorhat, größere kriminelle Aktionen in den USA zu unternehmen, oder ob man an der Auslöschung der europäischen Juden 1933 bis 1945 beteiligt war. Wie böse und verurteilenswert diese Prozedur ist, muss letztlich jeder selbst für sich entscheiden.
Skeptisch war ich auf jeden Fall – bis zu dem Moment, wo man dann wirklich dem Beamten der Homeland Security gegenübersteht. Von da an wandelte sich das Bild. Die Beamten sind nämlich, und soweit ich von zwei Ein- und Ausreisen sagen kann, ausnahmslos, höflich, zuvorkommend, freundlich. Sind bereit zu Scherzen über die Unmengen an Stempeln, die sie auf die Formulare drücken. Klar, die Regelungen werden eingehalten, Fingerabdrücke, Formulare, Fotos. Aber die Höflichkeit der Beamten: Wieder ein Feindbild weniger…
veröffentlicht am 11. March 2010 um 20.46 Uhr
in Kategorie: American Places