Squirrel attack

Früher, in den Achtzigern, war alles besser. Twix hieß noch Raider und die Linkspartei noch SED. Und Eichhörnchen waren noch echte Eichhörnchen.

Obwohl es eigentlich nur ein Dorf ist, gab es in Schmalenstedt nie viele Eichhörnchen zu sehen. Die Tiere waren ebenso schreckhaft wie scheu und als Kinder freuten wir uns, wenn wir mal eins sahen. Jetzt wohne ich in der famosen Großstadt Kiel und die Viecher sind auf einmal ebenso abundant wie frech:

Gestatten, mein Name ist Horn, Eich Horn.

Gestatten, mein Name ist Horn, Eich Horn.

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Grüße aus der Alpenfestung

Was soll man eigentlich davon halten, wenn einem die Familie eine Postkarte aus dem Berchtesgadener Land schickt mit dem Text: “Diese herrliche Gegend hat auch schon anderen gefallen”?

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There's no better way to fly

Excess Baggage Ticket

Excess Baggage Ticket

Gewicht des Koffers: 28 kg
Freigepäck: 20 kg
Übergewicht: 8 kg
Transportgebühr Übergewicht/Kilo: 10,00 €

Aua.

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Peter Hennessy über die britische Verfassung

The British constitution hates writing things down – especially when it matters.

Der Historiker Peter Hennessy (BBC Radio 4, heute morgen).

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Limboland

Im November 2005 war ich mit dem Auto in England unterwegs und hatte irgendwo auf dem Lande ein Travelodge-Motelzimmer gebucht, eine der günstigsten Arten, um auf der Insel einigermaßen decently zu übernachten. Mit Hilfe der Wegbeschreibung dort angekommen, fiel mir schon auf, dass an dem Gebäude kein “Travelodge”-Schild mehr angebracht war. An der Rezeption teilte mir eine vergnügte Engländerin mit, dass das Motel in ein paar Tagen geschlossen werde. Warmes Wasser gebe es auch nicht und Strom sei auch so eine Sache. “We’re in Limboland” lautete ihre zusammenfassende Beurteilung der Lage. Der Begriff hat einen durchaus ernsthaften theologischen Hintergrund; irgendwie zweifle ich jedoch daran, dass er dieser Engländerin bekannt war.

An diesem Wochenende bin ich wieder im Limboland. Das Programm am Parlament ist seit gestern beendet, der Rückflug nach Deutschland ist erst am Montag. Halb hier, halb da. Irgendwie sehr unbefriedigend, vor allem, weil es draußen den ganzen Tag regnet.

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Vertrag von Trianon 1920: Ungarische Traumata (4)

Neulich stand ich im Budapester Stadtzentrum in einer U-Bahn-Station und bedauerte mal wieder, meine Kamera nicht dabei zu haben: Ich sah ein recht junges Mädchen, Gothic-mäßig schwarz gekleidet und geschminkt. Auf der entblößten Schulter waren die tätöwierten Umrisse eines Landes erkennbar, dessen Form entfernt an den Umriss der Schweiz erinnerte. Dabei handelte es sich aber um den Umriss Ungarns bis 1920, vor “Trianon”.

Trianon im Alltag

Trianon im Alltag

Jeder Ungarnreisende wird diesen Umriss mehrmals täglich während seines Aufenthalts erblicken: Auf Postern, als Autoaufkleber oder als Anstecker. Die Silhouette des Vor-Trianon-Ungarns ist im Gesicht Ungarns allgegenwärtig, und das offenbar recht unabhängig von der betroffenen Altersgruppe. Das Mädchen in der U-Bahn war noch nicht einmal 20 Jahre alt.

Was also ist Trianon? – Eigentlich zunächst einmal zwei unscheinbare Schlösschen im Park von Versailles bei Paris – Petit und Grand Trianon. Dort wurde 1920 der Friedensvertrag der Siegermächte des 1. Weltkrieges – vor allem Frankreich, Großbritannien und die USA – mit Ungarn geschlossen. Das Königreich Ungarn verlor dabei zwei Drittel seiner Fläche und die Hälfte seiner Bevölkerung, wie jedes ungarische Schulkind im Schlaf berichten kann. Die Ungarn hatten bei diesen Friedensverhandlungen kein Mitsprachrecht – ganz ähnlich zu der Lage der Deutschen, die die Bedingungen des Versailler Vertrags ja auch nicht maßgeblich beeinflussen konnten. Im Gegensatz zu den den Deutschen auferlegten Bedingungen waren die Regelungen für Ungarn aber ungleich härter. Bis 1920 reichte Ungarn von der Adria im Westen bis in die heutige Ukraine im Osten, von der heutigen polnisch-slowakischen Grenze im Norden bis zur Stadtgrenze von Belgrad im Süden. Das ganze Karpatenbecken war zumindest nominell in ungarischer Hand. Halb Kroatien, ein Großteil von Rumänien, Teile der heutigen Ukraine, die gesamte Slowakei und sogar ein Teil des heute österreichischen Burgenlandes gingen für Ungarn verloren.

Ungarns Grenzen vor und nach Trianon

Ungarns Grenzen vor und nach Trianon

Allerdings ging der Neuzuschnitt der Grenzen auf Gründe zurück, die zumindest zum Teil durchaus berechtigt waren. Im Staatsgebiet von Großungarn war 1910 gerade einmal die Hälfte (ca. 48-50 %) der Bevölkerung Ungarn – die andere Hälfte waren Minderheiten: Slowaken, Ruthenen, Rumänen, Deutsche, Serben, Kroaten und noch einige mehr. Eigentlich waren die Ungarn in Ungarn bis 1920 nur die größte Minderheit oder allenfalls eine ganz knappe Mehrheit. Nachdem der Wiener Hof sich 1867 mit dem rebellisch-nationalen Ungarn auf eine Machtteilung in der Donaumonarchie geeinigt hatte – den sogenannten Ausgleich -, waren die Ungarn neben den Österreichern zum gleichberechtigten Reichsvolk erhoben worden. Sie waren gleichberechtigt an der Regierung beteiligt, genossen außerdem in ihrer Reichshälfte eine weitgehende Autonomie, die nur wenige Fragen – vor allem die Außenpolitik – der gemeinsamen Wiener Regierung überließ. Innerhalb Ungarns konnten die Ungarn ab 1867 recht frei entscheiden und nutzten dies auch aus, um die nicht-ungarischen Minderheiten nach Kräften zu diskriminieren oder zumindest zu magyarisieren. Es gab zwar auch aufklärerische, minderheitenfreundliche Bestrebungen in der ungarischen Politik, aber insgesamt war die Beziehung Ungarns zu seinen Minderheiten beim Kriegsausbruch 1914 vergiftet. Nicht umsonst nutzten diese die Chance des Weltkriegs, um sich aus Ungarn herauszulösen.

Diese Tatsachen vergessen viele Ungarn bis heute gerne oder erwähnen sie zumindest nicht. Gleichwohl verloren die Ungarn mit Trianon nicht nur die nichtungarischen Bevölkerungen, sondern auch ein beträchtlicher Teil der ungarischen Bevölkerung fand sich auf einmal außerhalb der neuen ungarischen Grenzen wieder. Besonders betraf das die Ungarn in der Slowakei und in Transsilvanien (deutsch: Siebenbürgen), das an Rumänien fiel. Heute leben ungefähr 1,6 Millionen Ungarn in Rumänien und 600.000 in der Slowakei, außerdem noch etwa 160.000 in der Ukraine. Bei einer (heutigen) Bevölkerung des neuen Kleinungarns von 10 Millionen macht das verhältnismäßig ein beachtliches Verhältnis von Auslands- zu Inlandsungarn aus. Dabei half es für die Akzeptanz des Vertrags wenig, dass die neue Grenzziehung zur Slowakei und zu Rumänien nicht entlang der Bevölkerungs- oder Sprachgrenze entlang lief, sondern stets zu Ungunsten Ungarns. Häufig geschah dies aus strategischen Gründen. So orientiert sich die ungarisch-rumänische Grenze nicht unwesentlich an einer wichtigen Bahnlinie, die nach dem Willen der Weltkriegsgewinner zu Rumänien kommen sollte.

Dass in Ungarn auch in Zeiten der EU die Nostalgie zu Großungarn anhält, mutet auf den ersten Blick irritierend, vielleicht sogar gefährlich an. In der Tat gibt es in der ungarischen Rechten bis heute Revisionisten, die recht offen eine Wiederherstellung der alten Grenzen fordern. Doch sie sind eine kleine Minderheit. Der Ungar, der sich heute eine Karte von Großungarn ins Wohnzimmer hängt – und davon gibt es viele -, weiß ganz überwiegend, dass ein Zurück zu den alten Grenzen fast neun Jahrzehnte nach Trianon nicht mehr möglich ist.

Die Karte von Großungarn ist vielmehr die Erinnerung an zwei Dinge: Zum einen an die Tatsache, dass die ungarische Nation größer ist als der ungarische Staat – eine Konsensposition, die bis heute auch von fast allen ungarischen Politikern vertreten wird und häufig zu Spannungen mit Bratislava oder Bukarest sorgt, denn die ungarische Regierung hat seit 1990 auch immer die Position vertreten, dass sie die Interessen der Auslandsungarn mitvertritt.

Zum zweiten erinnert das Diktat von Trianon die Ungarn an die Ungerechtigkeit, die ihnen ihrer Meinung nach widerfahren ist. Das ist die Selbstwahrnehmung der Ungarn, nicht nur der ungarischen Rechten: Die Geschichte habe ihr Volk ungerecht behandelt, in neuerer Zeit insbesondere mit Trianon 1920 und mit dem verlorenen Aufstand 1956. Die Ungarn erinnern sich an die glorreiche Zeit zwischen 1867 und 1914, die es so, wie man sie sich heute ausmalt, wahrscheinlich gar nicht gegeben hat.

Noch eine Schlussnotiz: Für uns Deutsche ist die Verwendung der Karte Großungarns vor allem deswegen so irritierend, weil kaum jemand in Deutschland auf die Idee käme, sich einen Aufkleber von Deutschland in den Grenzen von 1937 ans Auto zu kleben. (Ich wüsste noch nicht einmal, wo man einen derartigen Aufkleber bekommen könnte.) Doch dieser Vergleich ist den Ungarn gegenüber unfair, denn Deutschland hat die Ostgebiete unter ganz anderen Umständen verloren als Ungarn seine verlorenen Gebiete. Ungarn hat keinen Vernichtungskrieg in Osteuropa geführt und der halben Welt den totalen Krieg erklärt. Natürlich bedeutet das nicht, dass die Vertreibung der Deutschen aus dem heutigen Polen legitim war, aber sie muss eben historisch in diesem Kontext betrachtet werden. Dieser Kontext gilt aber nicht für die Verluste, die Ungarn durch Trianon erlitten hat.

Grafik: Wikipedia, Lizenz

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Frage an Stefan Niggemeier:

Können Sie vielleicht mal einen Zwanziger kleinmachen?

Zwanziger

Zwanziger

Creative Commons License Bild: quinn.anya

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Volksaufstand 1956: Ungarische Traumata (3)

Anders als die Lügenrede von Gyurcsány oder die Wende 1989/90 ist der Aufstand, der am 23. Oktober 1956 in Budapest begann, ein nationales Trauma, das die Ungarn eint. Beide politische Lager sind sich heute in der Beurteilung von 1956 weitgehend einig.

Traumatisch war 1956 trotzdem: Den Ungarn wurde auf drastische Art vorgeführt, dass ihr Land im Ostblock lag. Dem Selbstverständnis seiner Bewohner nach gehört Ungarn aber zum Westen, zum christlichen Abendland. Im Gegensatz zu den Polen, Tschechen, Russen oder Ukrainern sind die Ungarn kein slawisches Volk, was sich unter anderem an der einzigartigen Sprache bemerkbar macht. Und die Nachbarn zum Süden hin – Rumänien und Jugoslawien – gehören nach traditioneller ungarischer Sichtweise gar nicht mehr zu Europa, sondern zum “Balkan”. Das ändert sich in Zeiten der EU-Erweiterungen etwas, aber unter der Haut ist dieses Bewusstsein immer noch da.

1956 hat Imre Nagy versucht, Ungarn aus dem Ostblock herauszulösen und somit die Souveränität des Landes, über die de facto im Kreml entschieden wurde, wiederherzustellen. Am Anfang sah es gut aus: Die Sowjetunion war durch den Anfangserfolg der Aufständischen so überrascht, dass sie ungefähr eine Woche brauchte, um neue Panzertruppen von Osten her nach Ungarn heranzuführen. Anfang November war es dann soweit, und die grausame Niederschlagung des Aufstands begann. Zur gleichen Zeit erweckte der Westen den Eindruck, er würde den Ungarn zur Seite stehen. In Wahrheit tat man in Washington und London natürlich nichts, denn ein Eingreifen in Ungarn hätte mit einiger Sicherheit zum Krieg mit der Sowjetunion geführt. Außerdem waren die Briten und Franzosen im November 1956 gerade dabei, völkerrechtswidrig in Ägypten einzufallen, um den Suezkanal zu besetzen. Die öffentliche Glaubwürdigeit des Westens war also dahin, und die Ungarn standen allein.

Im Nachgang hat 1956 den Ungarn mehr gebracht, als man auf den ersten Blick denken würde. Der von Moskau eingesetzte Parteichef János Kádár war zwar zunächst der meistgehasste Mann Ungarns, entwickelte sich aber über die Jahrzehnte zu einer Art Volkspatriarch, mit dem die Ungarn gut auskamen, weil er sie in Ruhe ließ. Kádár nannte das etwas hochtrabend: “Wer nicht gegen uns ist, ist mit uns.” In der Praxis hieß es, dass den Ungarn im Vergleich zu den anderen Ländern des Ostblocks ein Quäntchen mehr an Freiheit im Privaten erlaubt war – solange eben die grundsätzliche politische Ausrichtung des Landes unter die Moskauer Oberaufsicht nicht in Frage gestellt wurde. Auch experimentierte die ungarische Staatspartei schon ab 1968 mit der Einführung marktwirtschaftlicher Experimente in die sozialistische Wirtschaftsordnung. In den Achtzigerjahren erschien das Leben in Ungarn den Besuchern aus der DDR schon fast so dekadent wie im Westen.

1956 ist heute noch der zentrale Erinnerungsort der Ungarn, weit mehr als beispielsweise der schon fast vergessene 17. Juni 1953 für die Deutschen. Der 23. Oktober ist Nationalfeiertag und seit 2006 auch wieder der Termin, an dem gewaltbereite Demonstranten auf die Straßen gehen, um sich mit dem Staat anzulegen. Aber dabei geht es eigentlich gar nicht um 1956, sondern um viel neueren Zwist, vor allem um die Beurteilung der Wende 1989/90.

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Print wirkt!

FAZ 21.11.08, S. 4

Sehr fraglich, ob diese aktuelle Printwerbung der Deutschen Bahn potentielle Zweitklassenbahnfahrer wie mich wirklich davon überzeugen kann, bei der nächsten Fernreise das Auto mal stehenzulassen…

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Für Elise

Viel Farbe, viel Metall. Alles Gute zum Geburtstag, Schätzken!

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