Gedanken zur Abwrackprämie

Die letzten zwei Wochen haben M. und ich auf Europa-Tournee verbracht: Berlin (Bundestag), Nijmegen (Konzert Paolo Conte), Linz (Familie), Budapest (Familie, Parlament) und schließlich Debrecen (Familie). Alles in allem waren’s ungefähr 4.500 km, davon allein 1.300 km an einem Tag (Heimreise von Budapest nach Kiel).

Und das alles mit einem Panda, der während der Reise seinen 16. Geburtstag gefeiert hat. Da sage noch einer was über angeblich mangelhafte Qualität italienischer Autos. Dabei wäre der Kleine ja geradezu ein Bilderbuch-Kandidat für die staatliche Umwelt- bzw. Abwrackprämie (2.500 € bei Kauf eines Neuwagens). Dumm nur, dass der Verbrauch des Panda bei moderaten  fünf bis sechs Litern auf 100 km liegt, die EURO 2-Abgasnorm erfüllt und somit auch in der Innenstadt deutscher Feinstaubmetropolen bewegt werden darf. Einen Vorteil für die Umwelt würde die Verschrottung also nicht bringen, soviel ist sicher.

Panda an den Gestaden der Donau, südlich von Budapest

Panda an den Gestaden der Donau, südlich von Budapest

Zur Abwrackprämie ist aber auch Positives zu vermelden. Wer in den letzten Wochen mal auf der Autobahn von Linz nach Budapest unterwegs war und den Gegenverkehr beobachtet hat, der kann auf den knapp 500 km problemlos einige 100 Autotransporter zählen, bestückt mit den besten Produkten der ost- und südosteuropäischen Autoindustrie. Neben einigen ungarischen Suzukis sind es hauptsächlich rumänische Dacias, deren Kauf vom deutschen Staat subventioniert wird. Und das ist in der Tat gut – für die Rumänen, die es wirtschaftlich und politisch in den letzten 20 Jahren längst nicht so gut hatten wie ihre sozialistischen Brüder in der Ex-DDR. Es sei ihnen also gegönnt.

Die Deutschen sind in der Tat ein merkwürdiges Volk. Finanziell rechnet sich die Abwrackprämie kaum: Wer nächstes Jahr – nach Auslaufen der Prämie – kauft, wird bei den dann wieder notleidenden Autohändlern einen kräftigen Rabatt bekommen und kann außerdem sein Altauto noch für ein paar 100 € verkaufen. Richtig strange ist aber das Verhalten dieses Käufers, über den heute die FAZ berichtete:

Vor dem Subaru-Autohaus fährt ein VW Käfer vor. Baujahr 1957, schon mit dem größeren Fenster hinten, über der Klappe, unter der die Uralt-Boxermaschine lärmt und stinkt. Der Subaru-Verkäufer ist begeistert und bietet dem Mann spontan 3500 Euro für die rollende Antiquität. Aber der VW-Fahrer ist eigensinnig. Er will, dass das Auto verschrottet wird. „Nach mir soll ihn keiner mehr fahren“, sagt der Mann und wartet, bis die Kennzeichen entfernt sind und er die Bescheinigung für die Verschrottung erhalten hat.

So etwas tut weh. Der Panda zumindest bleibt noch für ein paar Jahre, wenn er sich gut benimmt: 20 Jahre sollten insgesamt ja wohl drin sein.

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Eckige Freuden

Ausbesserungsarbeiten auf unserer Küchenarbeitsplatte

Ausbesserungsarbeiten auf unserer Küchenarbeitsplatte

Leider erst ziemlich zum Ende der einjährigen Laufzeit habe ich die Seite A LEGO a day entdeckt. Dan aus den USA macht jeden Tag ein Lego-Männchen-Foto und zeigt es dann auf der Seite.

Besonders schön ist übrigens dieses Bild

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Wäsche

17.03.2009, vormittags

17.03.2009, vormittags


Wäsche draußen aufhängen ist in Kiel immer eine Wette aufs Wetter. Heute haben wir gewonnen. (Beim letzten Versuch vor ein paar Wochen mussten wir den Schneematsch von der aufgehängten Bettwäsche fegen…)

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Winnenden: eine einfache Erklärung

In Winnenden ist das Blut im Klassenzimmer noch nicht ganz trocken, da kennt der Guardian schon die Ursache des Massakers:

There seems to be something wrong with German schools. […] It might have something to do with the way the German schooling system works. German state schools have remained traditional, hierarchical institutions. Teachers are often quite old and lack social and psychological training. The average age of a teacher in Berlin, for example, is 54. The competition among pupils is tough and performance is the only thing that matters. Studies have shown that Germany is one of the countries with the least social mobility in Europe. If you fail at school, your chances in life narrow dramatically. During the past ten years – after drastic reforms of the labour market and cuts in the welfare system – the social pressure has risen. Both the teenagers who became killers had problems at school, and for Tim, his former school seems to have epitomised the society he hated.

Eine einfache Erklärung. Die schulpolitische Debatte zwischen Links und Rechts wird ja nun schon seit Jahrzehnten geführt. Dass nun ein solches Verbrechen auch sofort von den Kritikern des derzeitigen Schulsystems vereinnahmt wird, ist aber einfach nur ekelhaft.

Auch nach diesem Massenmord an einer deutschen Schule werden jetzt wieder diejenigen aus ihren Löchern kriechen, die davor warnen, gewaltverherrlichende Computerspiele verantwortlich zu machen. Zur Erinnerung nochmal die Fakten:

Der Täter von Erfurt spielte ein Counter-Strike ähnliches Computerspiel.
Der Täter von Emsdetten spielte Counter-Strike.
Der Täter von Winnenden spielte Counter-Strike.

Sicher, gewaltverherrlichende Software erklärt noch nicht das Verhalten dieser gestörten Kids. Klar, nicht jeder Counter-Strike-Spieler ist ein potentieller Massenmörder. Das gilt aber genauso für andere Dinge: Nicht jeder Waffenbesitzer ist ein potentieller Massenmörder. Trotzdem ist die Möglichkeit des Waffenbesitzes in Deutschland – mit gutem Grund – durch gesetzliche Auflagen stark eingeschränkt.

Zugang zu Waffen, Frustration, Mobbing, vergeigte Schulabschlüsse, Ego-Shooter – Schul-Amokläufe wie in Winnenden sind, das lehren die Beispiele, immer Ergebnis mehrerer Dinge, die zusammengekommen sind. Wäre es wirklich so verkehrt, wenn man versucht, eine dieser Amoklauf-Zutaten – die Ego-Shooter – durch ein strengeres Verbot außer Verkehr zu ziehen?

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Regen. 5°. Sonntagmorgen.

08.03.2009, morgens

08.03.2009, morgens


Ich glaube, ich arbeite heute freiwillig.

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Johanna Adorján: Eine exklusive Liebe (1000 Bücher: 6)

Johanna Adorján: Eine exklusive Liebe, München 2009.

Am 13. Oktober 1991 brachten meine Großeltern sich um.

Friedhof in Budapest

Friedhof in Budapest

Das ist der Paukenschlag, mit dem die Journalistin Johanna Adorján ihr Buch anfängen lässt. Sie erzählt, was ihre Großeltern, Vera und Istvan, am letzten Tag ihres Lebens gemacht haben, was und wie sie miteinander gesprochen haben, wie sie sich auf die technische Durchführung des Selbstmordes vorbereiteten und gleichzeitig ihre Dinge ordneten für die Zeit danach: Der Hund wird (unter einem Vorwand) zu einem befreundeten Ehepaar gebracht, es wird ein Kuchen gebacken für die Kinder und Enkel (zu Weihnachten), außerdem Geschenke gepackt für die Familie. Der todkranke Istvan, Arzt, ist damit beschäftigt, hunderte von Schlafmittelkapseln aufzuschneiden und den Wirkstoff zu entnehmen, damit er am Abend, mit Wasser geschluckt, schneller wirkt als in der Gelatinekapsel.

In Rückblenden, die sich in die fiktive Erzählung dieses letzten Tages schieben, setzt Adorján das Leben der beiden kriminalistisch-akkurat zusammen. Beide stammen aus dem jüdischen Großbürgertum Budapests. Die Verfolgung durch die Nazis überleben sie, wenn auch knapp – Istvan war im KZ, als der Krieg endete. Nach dem Krieg arrangiert man sich mit den neuen Umständen, wird Sozialist aus Pragmatismus, nicht aus Überzeugung. 1956 schließlich, nachdem der Aufstand Anfang November gescheitert ist, fliehen sie (mit den Kindern) über die Grenze nach Österreich und beginnen schließlich ein neues Leben in einem Vorort von Kopenhagen.
Diese Geschichte einer jüdischen Familie bildet den roten Faden, der sich durch die Erzählung Adorjáns zieht. Vordergründig rekonstruiert sie Leben und Sterben ihrer Großeltern, besucht deren noch lebende Bekannte, fährt zu den Schauplätzen ihres Lebens, forscht in dem kümmerlichen Nachlaß. Eigentlich aber ist Adorján auf der Suche nach ihren eigenen ungarisch-jüdischen Wurzeln, nach einem verschütteten Teil ihrer Identität. Sie ärgert sich darüber, dass sie kaum ein Wort ungarisch versteht. Sie wirft ihren Großeltern nicht vor, dass sie sich umgebracht haben – dafür äußert sie sogar beim Besuch eines Pflegeheims Verständnis – aber sie ist ihnen böse, weil sie ihr jüdisches Erbe nicht weitergegeben haben in der Familie, dass eine lange Tradition abgerissen ist.

Johanna Adorján ist ein gleichzeitig sehr nüchternes und sehr bewegendes Buch gelungen. Sie richtet nicht über ihre Großeltern, erhebt keine Besitzansprüche auf ihre Lebensgeschichte. Erst dieser Respekt Adorjáns vor ihren Großeltern gibt der Collage die ungeheure Tragkraft, die sie auf jeder einzelnen Seite besitzt.

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Fußabdrücke als Zeichen der Zehvolution

Schon vor eineinhalb Millionen Jahren schritten unsere Vorfahren fast ebenso elegant daher wie der moderne Mensch. Von ihrem Gang zeugen jetzt Fußabdrücke, die Wissenschaftler in Sedimenten bei Ileret in Nordkenia entdeckt haben.

28.02.2009, S. 8 (Deutschland und die Welt)

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Frühlingsanfänge, zaghaft

24.02.2009, vormittags

24.02.2009, vormittags

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Willkommen bei den Sch'tis (1000 Filme: 4)

22.02.2009, 17.45 Uhr, Neues Studio Kiel (Saal 2), 5,50 € (ermäßigt)

22.02.2009, 17.45 Uhr, Neues Studio Kiel (Saal 2), 5,50 € (ermäßigt)

Frankreich erstreckt sich vom südlichsten Zipfel der Nordsee bis zum Mittelmeer. Während die Deutschen, wenn sie es im Urlaub warm haben wollen, traditionell nach Italien fahren, fährt der Franzose an die Cote d’Azur und kann somit auch im Urlaub seinem Heimatland treu bleiben. Diese geographische Lage Frankreichs gleichsam in Nord- und Südeuropa schlägt sich auch nieder in einer soziologisch-kulturellen Teilung des Landes. Die Südfranzosen sind arbeitsfaul, trinken Wein und liegen in der Sonne, während die Nordfranzosen den ganzen Tag frieren, Bier trinken und etwas einfach gestrickt sind. So zumindest sind die Vorstellungen der beiden Gruppen von der jeweils anderen.

Die Komödie “Willkommen bei den Sch’tis” beschäftigt sich mit dieser kulturellen Grenze innerhalb der Grande Nation. Ein südfranzösischer Postdirektor wird in die nördlichste Gemeinde Frankreichs, nach Bergues, strafversetzt. Seine Frau gibt ihm eine dicke Daunenjacke und eine Pelzmütze mit, bevor er sich, zunächst ohne Familie, auf den Weg an den Rand der Arktis macht. Sein Sohn hat Angst, dass er seine Zehen durch Erfrierungen verliert.

Auch wenn der Postdirektor in Bergues zunächst einen Mitarbeiter überfährt, wird er doch recht herzlich aufgenommen von der Mannschaft der Postfiliale, deren Chef er jetzt ist. Bald ist der Südländer voll integriert bei den “Scht’tis”, wie die Nordfranzosen wegen ihres Dialekts genannt werden. Dieser Dialekt übrigens ist ganz wunderbar ins Deutsche übersetzt, so dass der Film auch in der synchronisierten Fassung sehr sehenswert und unterhaltsam ist.

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Grundgesetzmilch

Grundgesetzmilch

Muuuuh!

Mein erster Gedanke beim Öffnen der Milchtüte heute morgen: Grundgesetzmilch. Die Diss. hinterlässt Spuren.

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