Kleine Statistik über meinen Zeitvertreib seit Sonntag morgen

Komische Flecken am Bein: 1

In Wartezimmern verbrachte Stunden: 4

Beim Warten gelesene “Bunte”-Artikel (die anderen Zeitschriften waren noch flacher): 3

Bezahlte Gebühren in €: 25

Konsultierte Ärzte: 3

Voneinander abweichende Diagnosen: 4

Alles wird gut.

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Sonneborn erinnert sich an den Mauerfall

Als ich wenig später auf der Westautobahn Richtung Heimat fuhr, hupte mich freudig eine Vielzahl von niedlichen Pappautos an, die wohl über Ungarn den Weg nach Westen gesucht hatten. In ihnen saßen Menschen, die gekleidet waren wie Zonen-Gabi. Dass in genau diesem Moment eine FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda bei einem in den Wendewirren aus der Kantine stibitzten Glas Spreewaldgurken einen 20-Jahres-Masterplan entwickelte, um die Macht zu übernehmen, Westdeutschland in die Planwirtschaft zu überführen, Banken zu enteignen und Großbetriebe zu verstaatlichen – wenn ich mich recht erinnere, hatte ich nicht einmal den Schatten eines Verdachts.

Martin Sonneborn über die Wende in der DDR (FAZ 06.05., S. B6).

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Dorfpunks (1000 Filme: 5)

05.05.2009, 20.50 Uhr, Cinemaxx Kiel (Saal 7), 5,00 €

05.05.2009, 20.50 Uhr, Cinemaxx Kiel (Saal 7), 5,00 €

Wenn schon einmal ein Film in der eigenen Heimatstadt spielt und dann auch noch dort produziert wird, dann ist das natürlich ein Pflichttermin. Der aus Lütjenburg stammende Rocko Schamoni (aka Roddy Dangerblood) hatte schon vor ein paar Jahren ein Buch geschrieben, in dem er seine Punk-Jugend in Schmalenstedt schilderte. Im Vergleich zu diesem grandiosen Buch fällt der Film allerdings deutlich ab. Das eine ist die doch arg gewöhnungsbedürftige Musik, die man im Film hören muss, sich im Buch hingegen allenfalls vorzustellen brauchte. Eine eindeutige Fehlbesetzung ist aber das Milchgesicht Cecil von Renner als Roddy Dangerblood. Jemand, der die ganze Zeit lächelt, keinen Bartwuchs hat und ohne Probleme als Schwiegermutterliebling durchgehen kann, wirkt einfach nicht authentisch, wenn er sich Bier zum Stylen ins Haar kippt. Von Renner ist sicher ein guter Nachwuchsdarsteller, aber eben ungeeignet für diese Figur. Überhaupt hatte ich viele Dinge aus dem Buch deutlich härter in Erinnerung als sie im Film gezeigt werden. War da nicht was mit Rasierklingen, mit denen sich die Jungs zum Spaß in die Oberarme geritzt haben? Der Film zeigt es nicht nur nicht, es ist auch völlig undenkbar. Das Rebellieren bleibt Attitüde. Stattdessen wird vor allem in Panoramaaufnahmen die schöne Landschaft Ostholsteins gezeigt, in der Roddy mit seinen Freunden abwechselnd von links oder von rechts durchs Bild läuft. Das Drehbuch wäre also auf jeden Fall arg verbesserungsbedürftig gewesen.

Was den Film dann doch noch irgendwie rettet, ist der Plot – der stimmt nämlich. Wer Dorfpunks gelesen hat, weiß, dass Roddy Dangerblood sehr viel bürgerlicher ist, als er sich selbst zugestehen wollte. Im Grunde genommen wollte Roddy – anders als viele seiner Freunde – selbst etwas erreichen, sich selbst verwirklichen. Im Film entfremdet sich Roddy immer mehr von seinen Freunden, die entweder vollkommen im Drogensumpf steckenbleiben, eine Band, die überhaupt Musik macht, für faschistisch halten oder auf einmal dringend den elterlichen Trecker reparieren müssen. Nur Roddy bzw. Rocko Schamoni gelingt nicht nur der Ausbruch aus der Schmalenstedter Enge, sondern eben auch (sehr viel später) der Erfolg als Künstler.

Als zweites Plus hinzu kommt die Detailtreue des Films. Das eine sind die Originalschauplätze in Lütjenburg (vor allem Niederstraße und Gildeplatz), in Schönberg, am Hessenstein sowie im weltbekannten “Schröders” in Behrensdorf, das andere die Ausstattung: Woher bekommt man heute mehrere 100 Dosen “Karlsquell“-Bier (damals die Hausmarke der Firma Albrecht Discount), noch dazu mit den alten Verschlüssen? Auch bei den Fahrzeugen haben die Macher aufgepasst: VW Käfer, (Polizei-)Passat oder auch ein Bulli kommen vor, alle mit authentischen “PLÖ-” oder “OH-“Kennzeichen in altem Aussehen. Toll auch der Original-Reisebus Mercedes-Benz 0 303 (gestellt vom ebenso authentischen Reisedienst Kähler, die damit immer noch rumfahren). Am krassesten ist aber zweifelsohne der Ford Granada Kombi, mit dem Roddy und Konsorten unterwegs sind. Ford Granada ist Punk – wer hätte das gedacht.

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Amselnachwuchs

04.05.2009, abends

04.05.2009, abends

Mittlerweile ist die weiße Kirschblüte vorbei und die Amseln haben Nachwuchs bekommen, von dem bislang die Eichhörnchen auch noch nichts mitbekommen zu haben scheinen.


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Christian Geyer über Helmut Schmidt: "Ach Kinder, bleibt doch auf dem Teppich"

Man sollte sich als Leser den Gefallen tun, einfach mal nur die Antworten Helmut Schmidts zu lesen, die mit „Nein“ (ersatzweise: „Nee“) beginnen. Man wird dann dreierlei feststellen. Erstens: Helmut Schmidt antwortet recht oft mit „Nein“. Zweitens: Bei jedem „Nein“ Helmut Schmidts geht man als Leser in Habachtstellung. Drittens: Hinter jedem „Nein“ hört man den imaginären Satz: „Ach, Kinder, nun bleibt doch mal auf dem Teppich; so wild ist das doch alles nicht.“ Man kann, mit anderen Worten, dieses lange Helmut-Schmidt-Interview auch als Therapeutikum lesen. Es beruhigt die Nerven wie Yoga oder Ikonenmalen. Es wiegt den Leser in der Gewissheit, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht, dass jede Aufregung im Grunde doch nur künstlich ist. Es handelt sich hier also um einen Ruhig-Blut-Appell in Frage-Antwort-Form.

Christian Geyer in der FAZ (22.04., S. 34) über das jüngst erschienene Interviewbuch “Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“.

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Die alberne Internetzensur-Debatte

Merke: Es schadet der eigenen Glaubwürdigkeit meistens nicht, wenn man auf dem Teppich bleibt.

Merke: Es schadet der eigenen Glaubwürdigkeit meistens nicht, wenn man auf dem Teppich bleibt.

Im Netz tobt derzeit ja eine ziemlich große Empörungswelle über die Pläne der Bundesregierung, den Zugriff auf einige Internetseiten mit illegalem Inhalt – bislang ist vor allem von Kinderpornographie-Seiten die Rede – per Gesetz sperren zu lassen.

Schon kriechen alle möglichen Jünger des digitalen Zeitalters aus ihren Löchern und schreien “ZENSUR!”, sobald sich jemand anschickt, die geltenden Gesetze auch im Internet durchsetzen zu wollen. Ich gebe ja zu, dass es durchaus auch vernünftige Argumente gegen die Regierungspläne geben mag. Bloß habe ich sie bislang in der jetzt geführten Debatte noch nicht gehört.

Die Kritik beschränkt sich im wesentlichen darauf, der Bundesregierung diktatorische und anti-freiheitliche, ja anti-demokratische Züge zu unterstellen. Dabei sollte doch eigentlich auch den Aposteln unbegrenzter Freiheit bekannt sein, dass die eigene Freiheit immer eine Grenze findet – nämlich dort, wo die Freiheit des Nächsten beginnt. Das heißt: Wenn es technisch nicht möglich ist, die Kinderpornographie-Seiten im Ursprungsland stillzulegen, dann ist es durchaus legitim und keinesfalls unfreiheitlich, wenn dies zumindest in Deutschland geschieht.
Ähnlich verhält es sich mit Urheberrechtsverletzungen (dazu gab es ja gerade in Schweden ein Urteil): Was soll so schlimm dagegen sein, wenn ein demokratischer Staat dagegen vorgeht, dass systematisch Urheberrechte mit Füßen getreten werden? Ob das bisherige Urheberrecht antiquiert ist oder nicht, ist eine ganz andere Frage. Solange die bestehenden Regelungen Gesetzeskraft haben, müssen sie auch eingehalten werden. Punkt.

Gänzlich ekelhaft wird es , wenn die Kritiker anfangen, Vergleiche zu ziehen. Ralf Bendrath hat auf netzpolitik.org einen Eintrag verfasst, dessen Argumentation ich schon für ziemlich hanebüchen und übertrieben halte. (Er meint offenbar allen Ernstes, es handele sich bei der derzeitigen Auseinandersetzung um einen “Kampf der Kulturen”, der die Entwicklung der Menschheitsgeschichte nachhaltig prägen wird.) Die Bundesregierung plane, so Bendrath, “eine Great Firewall [aufzubauen] um missliebige Feindsender auszusperren”. Ähnlich krudes Zeug las ich im Filterblog:

Nach dieser Logik [der Bundesregierung] muss im Grunde alles aus dem Netz verschwinden, was in Deutschland zu veröffentlichen nicht zulässig ist. Die Ministerin [von der Leyen] findet nicht, dass das Zensur ist, weil es ja nur um die Durchsetzung von Gesetzen geht – aber nach dieser Logik ist was China macht auch okay, denn auch dort wird ja sorgfältig ausgewählt, was den Bürger erreichen darf.

Vollkommen unkritisch wird die Legitimation einer demokratisch legitimierten Rechtsordnung in Deutschland gleichgesetzt mit der Legitimation einer bekanntermaßen nicht demokratisch zu Stande gekommenen, häufig genug diktatorischen Rechtsordnung in China. Außerdem wird noch unterstellt, die Bundesregierung wolle das Internet zum eigenen Vorteil zensieren (eben gegen “missliebige Feindsender”, was zudem eine ziemlich unmissverständliche Gleichsetzung der Bundesregierung mit dem Hitler-Regime ist).

Ich würde gerne mal wissen, was ein chinesischer Menschenrechtsaktivist zu diesem Kindertheater sagen würde, dass die Deutschen hier aufführen.

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Amsel und Kirsche

19.04.2009, nachmittags

19.04.2009, nachmittags

Mit neuen Balkonpflanzen ist es noch nichts geworden, weil im Busch unmittelbar vor dem Balkon eine Amsel brütet, die wir nicht verschrecken wollen. Dafür fängt der Kirschbaum jetzt an zu blühen.

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DDR-Verharmlosung

Wie weit es mit der Verharmlosung der SED-Diktatur mittlerweile schon gekommen ist, zeigt die Forderung von Heribert Prantl, “Auferstanden aus Ruinen” der deutschen Nationalhymne als 2. Strophe anzuhängen. Vielleicht als 3. Strophe dann noch das Horst-Wessel-Lied?

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April, ausnahmsweise mal ohne Regen

09.04.2009, vormittags

09.04.2009, vormittags

Wird mal langsam Zeit für neue Balkonpflanzen…

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In praise of… Kröhnke & Lau

Kröhnke & Lau

Schon seit Jahren schwöre ich auf italienische Espressokännchen zur Zubereitung meines Kaffees. Preisgünstig, unkompliziert, platzsparend und lecker.

Die einzige regelmäßige Wartungsarbeit an diesen Kännchen ist das Ersetzen der ringförmigen Dichtung, die zwischen Ober- und Unterteil sitzt. Und hier gingen die Probleme los: Weil M. meistens keinen Kaffee möchte, habe ich mir ein Mini-Espressokännchen für eine Tasse von meinen Eltern aus dem Malta-Urlaub mitbringen lassen. Und hierfür gibt es zumindest bei Amazon oder Ebay, den üblichen Verdächtigen also, keine Dichtungen.

Flugs wurden also (im letzten Herbst) Verwandte, die ihren Urlaub südlich der Alpen verbrachten, beauftragt, die passende Dichtung aus Italien selbst zu besorgen. Doch leider besorgten sie die falsche: Nämlich die für die 2-Tassen-Kännchen-Größe. In der Zwischenzeit verwendete ich mein Zweitkännchen, in 3-Tassen-Größe.

Jetzt, fast ein halbes Jahr später, habe ich endlich das Problem gelöst durch einen Besuch bei Kröhnke & Lau, dem legendären Kieler Haushaltswarengeschäft in der Holtenauer Straße, 10 Minuten Fußweg von der Wohnung. Die Verkäuferin wusste sofort, was ich brauchte und griff einmal zielsicher ins Regal. 1,95 €. Das wäre also auch schneller gegangen.

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