Nicht massenkompatibel

Eckig eckt an

Eckig eckt an

Schon Baz Luhrmann wusste:

The real troubles in your life are apt to be things that never crossed your worried mind. The kind that blindside you at 4 pm on some idle Tuesday.

In diesem Sinne ereilte mich heute das Anliegen der Redakteurin eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders, am morgigen Dienstagnachmittag meine Wohnung, mein Auto und mich zweckentfremden zu wollen und einen Fernsehbeitrag für ein Verbraucher-Magazin über den Internet-Vergleich von Kfz-Haftpflichtversicherungen zu drehen. Nun denn, ich hatte nichts einzuwenden, es sollte ja immerhin auch eine kleine Aufwandsentschädigung geben. Der Termin war vereinbart, und ich dachte schon darüber nach, ob ich mit dem Fiat vorher zur Waschstraße fahren sollte oder nicht – das letzte Mal, dass ich das getan habe, dürfte schon mehrere Monate her sein.

Doch daraus wird nun nix. Eine Stunde später rief die Redakteurin erneut bei mir an und sagte ab. Man habe einen anderen Kandidaten gefunden. Mit einem Peugeot. Und der Fiat Panda sei da, so im Vergleich und überhaupt, einfach “nicht massenkompatibel” genug.

Ich glaube, ich sollte es als Kompliment auffassen.

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Autumnale Laubfärbung

28.10.2009

28.10.2009

Endlich mal geschafft, neue Balkonpflanzen zu besorgen!

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Albert Camus: Die Pest (1000 Bücher: 11)

Albert Camus: Die Pest. Roman, aus dem Französischen übersetzt von Guido C. Meister, Hamburg 1950.

Camus beschreibt in fünf Akten das Drama einer Pestepidemie im französisch-algerischen Oran. Mit einer rätselhaften Rattenheimsuchung beginnt die Krankheit, bald darauf sterben die ersten Menschen. Die Behörden reagieren zögerlich, weil sie nicht an einen Ausbruch der Pest im 20. Jahrhundert glauben wollen, doch als die Todeszahlen ansteigen, wird die Stadt abgeriegelt – bis schließlich viele Monate später die Pest zurückgeht und das normale Leben wieder einsetzt.

Im Laufe des Romans wird deutlich, dass Camus die Pest als Chiffre verwendet für den Zweiten Weltkrieg, der gerade zu Ende gegangen war, als er den Roman schrieb. Es werden die Schicksalswege einiger Personen während der Epidemie nachgezeichnet, die der anonymen, riesenhaften und bedrohlichen Krankheit ebenso hilflos gegenüberstehen wie den mitunter drakonischen Maßnahmen der Behörden. Das Ergebnis ist eine packend zu lesende, sehr plastische Schilderung menschlicher Ohnmacht angesichts überwältigender Zeitumstände.

In der Erinnerung erscheinen die fürchterlichen Tage der Pest denjenigen, die sie erlebten, nicht als große, endlos grausame Flammen, sondern viel eher als endlose Tretmühle, die alles zermalmte. (S. 103)

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Zurück.

08.10.2009

08.10.2009, mittags

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Sommerende

31.08.2009, vormittags

31.08.2009, vormittags

15 Grad, viel Regen in den letzten 24 Stunden. Zeit, um in Urlaub zu fahren.

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Über den Glauben

Wenn du mal wieder grübelst, was Gott kann und wer Gott ist, dann reicht es erst mal, dass du weißt: Du bist es jedenfalls nicht.

Ein Freund von Jürgen Leinemann.

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Trekkingreisen durch die Hohe Tantra

… bietet noch bis Ende Oktober der Veranstalter Natours. Die neuntägigen Touren führen zu Hochgebirgsseen, durch Latschenkieferwälder, über Gebirgswiesen und Schneefelder.

27.08.2009, S. R2 (Reiseblatt)

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Alexander Hohenstein: Wartheländisches Tagebuch 1941/42 (1000 Bücher: 10)

Alexander Hohenstein: Wartheländisches Tagebuch 1941/42, München 1963.

Der unter Pseudonym schreibende Verfasser wurde Ende 1940 aus dem “Altreich” strafversetzt ins Wartheland: Denjenigen Teil des besetzten Polens, den die Deutschen germanisieren und dem Reich vollkommen anschließen wollten. Hohenstein wird in einer Kleinstadt als Bürgermeister eingesetzt. Er ist dem Nationalsozialismus durchaus nicht feindlich gesinnt, ist Parteimitglied. Dennoch legt er sich wegen seiner gegenüber Polen und Juden menschlich einigermaßen korrekten Amtsführung im Laufe des Jahres 1941 heftig mit seinen Vorgesetzten, insbesondere mit der NSDAP, an, entgeht knapp einer Verurteilung, wird schließlich entlassen und muss das Wartheland verlassen.

Hohensteins Tagebuchaufzeichnungen sind aus mehreren Gründen interessant. Zum einen wird hier auf der lokalen Ebene im “Osten” deutlich, wie die Besetzung Polens funktionierte, wie arrogant die Deutschen gegenüber dem besiegten Volk auftraten, wie willkürlich die Unterscheidung zwischen Polen und begünstigten “Volksdeutschen” gezogen wurde und welche drastischen Konsequenzen daran hingen. Im Wartheland versuchte sich das III. Reich an einer Kolonialpolitik der unappetitlichsten Sorte.

Zum zweiten beschreibt Hohenstein sehr anschaulich die Freiräume und Begrenzungen eines Parteifunktionärs auf niederer Ebene. Weit weg von Hitlers Reichskanzlei sind es sehr unangenehme Gestalten, die im Namen der NSDAP auftreten und Autorität ausüben. Der Staat, den Hohenstein als gewissenhafter Verwaltungsbeamter vertritt, ist von der Partei kolonialisiert worden.

Zum dritten schließlich liefert Hohenstein ein bedrückendes Bild davon, wie in einer polnischen Stadt der Holocaust ablief. Der Kontakt Hohensteins zu den bereits im Ghetto lebenden Juden der Stadt zieht sich wie ein roter Faden durch den Band, bevor – während Hohenstein im Urlaub war – die Juden grausam deportiert und bald darauf ermordet wurden. Gleichzeitig zeigt sich, dass Hohenstein selbst zwar erschüttert ist ob dieses Verbrechens, aber nicht die Dimension und die Konsequenzen begreift. Auch nach dem Verschwinden der Juden herrscht Business as Usual, und bei der Abreise aus dem Wartheland verliert Hohenstein über ihre Tötung kein Wort.

Auch wenn autobiografische Berichte immer mit einer gewissen Skepsis zu lesen sind, so handelt es sich doch bei Hohensteins Buch um einen Bericht, der auf ganz praktischer Ebene verständlicher macht, wie das nationalsozialistische Regime funktionieren konnte.

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Rostock und der anglo-amerikanische Feind der Werktätigen

Gestern war ich in Rostock. An der Grenze von Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern steht ein Schild “Ehemalige innerdeutsche Grenze 1945-1990”. Es sieht so aus wie das ein paar Kilometer vorher aufgestellte, das auf die malerische Innenstadt von Lübeck hinweist, oder jenes ein paar Kilometer weiter, welches dem Vorbeireisenden die Hansestadt Wismar empfiehlt.

In Rostock angekommen, fand ich am Postamt diese Inschrift:

Kein erklärendes Wort. Im Gegenteil, die Inschrift wurde sogar anlässlich der Renovierung des Gebäudes sogar noch um drei Zeilen ergänzt (“Umgebaut und modernisiert im Jahre 1991 durch die Deutsche Immobilien GmbH Rostock”).

Natürlich ist der Wortlaut der Inschrift in der Sache zutreffend. Rostock wurde am besagten Tag durch englische und amerikanische Bomber angegriffen. 1953 bis 1956 ist das Postamt neu errichtet worden, wozu zweifellos viele fleißige Werktätige beigetragen haben.

Zwei relevante Tatsachen werden nicht genannt. Die erste: Die anglo-amerikanischen Bomber kamen nicht aus heiterem Himmel, sondern waren eine Antwort auf deutsche Angriffspolitik. Die zweite: Die Anglo-Amerikaner kämpften Seit’ an Seit’ mit sowjetischen Soldaten.

Man fragt sich, ob diese Inschrift wohl genauso darauf hingewiesen hätte, wenn es nicht amerikanische Fliegerbomben, sondern sowjetische Artilleriegranaten gewesen wären, die das Ende des alten Postamtes besiegelt hätten. Die Antwort ist natürlich klar. Der wahrheitsgemäße Hinweis auf anglo-amerikanische Bomber ist zugleich ein Hinweis auf den wahren Feind der werktätigen Massen im Jahre 1956.

Und so hängt diese Tafel auch noch heute am Postamt in Rostock. Sie behauptet ja nichts, was nicht stimmt. Dass auch das Verschweigen einer Tatsache eine Lüge sein kann, ist in Rostock noch nicht angekommen.

200 km sind es von Kiel nach Rostock. 20 Jahre ist es bald her, dass die Mauer weg ist. Kein Trabi in der ganzen Stadt mehr. Aber ein Stück weit ist es immer noch ein mir fremdes Land.

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Zerrissene Umarmungen (1000 Filme: 7)

09.08.2009, 17.45 Uhr, Traum-Kino Kiel (Saal 1), 0 €

09.08.2009, 17.45 Uhr, Traum-Kino Kiel (Saal 1), 0 € (Ich hatte die Karten gewonnen)

Viel Fachkundiges kann ich nicht sagen zu diesem Film, denn ich hatte noch nie vorher einen Almodóvar-Film gesehen. Gefallen hat er mir trotzdem. Almodóvar ist sicher kein minimalistischer Regisseur. Stattdessen wird eine Geschichte sehr groß und auch sehr ausführlich erzählt, wobei ich fand, dass dadurch keine Längen entstanden. Der Film spielt prinzipiell im heutigen Madrid (und auf Lanzarote), jedoch besteht er zu einem großen Teil aus Rückblenden in die Neunzigerjahre. Im Mittelpunkt steht ein klassisches Motiv – eine Dreiecksgeschichte -, die von einem erblindeten Filmregisseur erzählt wird. Die Geschichte ist eigentlich sehr grausam und nimmt kein gutes Ende, aber Almodovár hat wohl absichtlich dazu sehr farbenfrohe, heitere Bilder komponiert (dieser Aspekt hat mich, zusammen mit dem Drehort Spanien, etwas an Vicky Cristina Barcelona erinnert), so dass der Film nirgends trist wird und die Tragik der Geschichte mit einer faszinierenden Leichtigkeit verbunden ist.

Erwähnt werden muss hier auf jeden Fall noch der schicke braune Mercedes 300 D (W123) auf Lanzarote, der auf einen stilsicheren Ausstatter schließen lässt. Ich weiss allerdings nicht, ob er moorbraun war.

http://tapastalatukat.wordpress.com/2009/01/05/vicky-cristina-barcelona-1000-filme-2/

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